Weihnachtswunder - es gibt sie noch
Kater "Micki" - Unfall auf der A7, 150 km
von zu Haus - Happy End
(san). "Jeden morgen, wenn ich aufwache, denke
ich gleich an Micki und muß ihn erst mal drücken." Wenn
Elisabeth Meyer dann sieht, daß der Schmusetiger am Fußende des
Ehebettes friedlich schläft, lehnt sie sich erleichtert in die Kissen
zurück. Denn: Fast hätten Winfried und Elisabeth Meyer aus Seevetal
ihren Stromer für immer verloren. Und zwar vor einem Jahr, Ende November
97. Es folgte eine Weihnachtszeit zwischen Bangen und Hoffnung, die das
Ehepaar nie vergessen wird.
Auf dem Rückweg von Verwandten verlor Elisabeth
Meyer auf der A7 bei Hildesheim die Kontrolle über ihren Wagen, der
schleuderte gegen die Leitplanke. Eine Tür riß aus der Verankerung, die
Meyers flüchteten aus dem den brennenden Wagen. Ein Blick noch zum
Rücksitz: Kater Micki war weg. "Wir haben dann stundenlang in
der Dunkelheit nach ihm gesucht." Micki war weg. "Ich war
verzweifelt. Mein Seelenheil hing davon ab, unseren Micki
wiederzufinden", erinnert sich die junge Frau. "Schließlich war
ich für den Unfall verantwortlich." In den folgenden drei Wochen
fuhr Elisabeth Meyer an jedem freien Tag die 200 Kilometer Richtung
Hildesheim, flehte den Arbeitgeber um freie Tage an, um ihren Kater
vielleicht doch noch zu finden. An den Wochenenden fuhr das Paar
gemeinsam. "Wir suchten in jedem Dorf in der Region. Hefteten
überall Fahndungszettel an Bäume und Bushaltestellen und inserierten in
den Zeitungen. "Schwarzer Kater mit vier weißen Pfoten und weißer
Schwanzspitze gesucht". Nach vielen Tagen vergeblicher Suche ein
Anruf: Eine Katze, die nur Micki sein konnte, war im Örtchen
Mahlum gesichtet worden, fünf Kilometer vom Unfallort entfernt. Sofort
fuhren die Zwei hin, verteilten in allen Postkästen Handzettel, drückten
jedem, der ihnen begegnete, eine Visitenkarte in die Hand. "Rufen Sie
uns an, wenn Sie das Tier sehen." Tatsächlich tauchte Micki
immer wieder auf einem Feld beim Mäusejagen auf. Eine Familie versuchte,
ihn mit Leckereien zu ködern, aber die Samtpfote hechtete schnell davon.
Das Tierheim stellte schließlich eine Falle auf, mit extra leckeren
Ködern. "Halb Mahlum saß dann abends mit Fernglas am Stubenfenster
und beobachtete die Falle." Gleich zwei neugierige Stubentiger
tappten hinein - nur Micki nicht. Er setzte sich lieber auf
die Falle und angelt sich den Köder von oben heraus. Micki war
einfach nicht zu erwischen. "Wenn wir ihn riefen und lockten, blieb
er verschwunden, waren wir zu Hause, klingelte das Telefon: Jemand hatte
ihn gesehen", erinnert sich Winfried. Vier Wochen waren mittlerweile
vergangen, die Meyers machten sich kaum noch Hoffnungen. Die weite Fahrt
und die lange Suche wurden auf Dauer anstrengend. Dann, an Winfrieds
Geburtstag, einen Tag vor Heiligabend, fuhr das Ehepaar wieder in das
kleine Dorf, vollbepackt mit Weihnachtsgeschenken für die vielen neuen
Freunde, die ihnen geholfen hatten. "Als wir uns verabschiedeten und
durch die Dunkelheit an einer Mauer entlang zum Auto gingen, hörte ich
plötzlich ein Miauen", so Winfried Meyer. Genau auf Höhe seines
Kopfes saß Micki - ganz gemütlich, als ob nichts gewesen wäre.
"Erst habe ich ihn ganz ruhig gegriffen und dann bin ich total
ausgeflippt vor Freude", lacht Winfried Meyer. Micki war
schwer erkältet und ganz abgemagert. Zu Hause legte der Streuner sich
sofort auf seinen angestammten Platz am Fußende des Bettes und schlief
sich aus. "Seine Rückkehr war wie ein Weihnachts-Wunder.